Katzenjammer

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Seit gestern ist es also soweit: ich bin jetzt voll mit einem halben Liter Taxol. Ihr dürft mich also wieder Drogenmaxi nennen 😀

Und wie ist es Drogentaxolchemomaxi so ergangen? Naja, eigentlich nicht viel anders als sonst 😀 Bis jetzt bin ich noch recht fit im Kopf und auch die Oberzicke alias „Körper“ hatte bis jetzt noch keinen Anfall von pubertästähnlichem Ausmaß. Alles in allem geht es mir also noch ganz ordentlich 🙂 Die Beine machen halt wieder n bisschen schlapp. Naja, dann muss ich den Marathon, den ich für heute geplant hatte, eben verschieben. Immer diese faulen Ausreden 😉

Die Chemo gestern ging sooooo ewig. Dieses Chemoreinlaufgerät das so toll piepsen kann, von dem ich euch schon einmal erzählt habe, wurde so langsam eingestellt, dass vom Start, bis hin zum ersten Tropfen der mein Chemopörtchen erreicht satte 20 Minuten vergingen. Da könnt ihr euch ja vorstellen, wie lang ich da gestern saß. Aber das hat gar nicht viel ausgemacht: ich habe ein Antiallergikum gespritzt bekommen und war dann im wunderschönen Land der Träume, weit weg von Krebs und allem drumrum. War also eine außergewöhnlich schöne Chemo (und die Schwester hatte endlich auch mal Ruhe) 😀

Die Sache mit dem Chemoport: Was das ist, wusste ich als Vorkrebsmaxi auch nicht. Der Chemoport, oder offiziell Portkatheter, ist ne total tolle Sache! Naja, eigentlich habe ich ihn anfangs total gehasst 😀 Es war der dinggewordene Beweis dafür, dass die Chemo auf mich zukommt. Und das Portlegen lief auch alles andere als glatt. Ohren und Augen auf! Denn jetzt kommt…

…Die Geschichte vom gestiefelten Portkater, ääääh Portkatheter

Es war einmal, in einem weit entfernten Schloss namens „Station 4 c,d Gynäkologie“. Dort lebte ein junges Mädchen inmitten von älteren Damen, mächtigen Heilern in weißen Kitteln und mäßigem Essen. Trotz allem fühlte sich das junge Mädchen sehr gut: sie hatte sich gerade von ihrer bösen Stiefmutter Frau Tumor getrennt. Diese hatte sich gut getarnt als harmlos und nett. Doch es stellte sich heraus, dass sie eine böse Hexe war, die den Plan geschmiedet hatte, das junge Mädchen zu töten. Die mächtigen Heiler kamen dem Mädchen zur Hilfe und mit dem sagenumwobenem Schwert Excalibur trennten sie die böse Frau Tumor von dem jungen Mädchen und unterbanden damit ihren unheilbringenden Zauber. Doch um den Fluch endgültig zu brechen, musste das Mädchen noch eine weite Reise antreten. „Wie soll ich das schaffen? Wie kann ich mich für diese Reise wappnen?“, fragte das Mädchen die mächtigen Heiler. „Geh in das sagenumwobene Lang namens „Gefäßchirurgie“. Dort wirst du ein Hilfsmittel erhalten. Einen magischen Zugang, der dir viel Kummer ersparen wird.“, antworteten diese. Voller Zuversicht folgte das junge Mädchen dem Rat. Es war gerade Montag Morgen, als sie dort in ihrem magischen Bett ankam, dass sich wie von selbst bewegte, begleitet von zwei Schwestern, die ihr Mut machen wollten. Doch dort angekommen, lauerte ein grimmiger Zwerg. Er war schlecht gelaunt, weil es Montag Morgen war und er eigentlich keine Lust hatte, dem Mädchen das Hilfsmittel zu geben. Er musste aber, weil die mächtigen Heiler ihn dazu verpflichtet hatten, jedem, den sie zu ihm schickten, keine Hilfe zu verweigern. So bekam das Mädchen seinen Zugang. Das dauerte eine halbe Stunde. (Ab jetzt kommt der wenig märchenhafte Teil). Bei vollem Bewusstsein wird einem da an der oberen Hohlvene herumgeschnipselt. Das fühlt sich mindestens genau so unangenehm an, wie es sich anhört. Der Port sitzt an der linken Achsel unter der Haut und ist so groß wie ein 2€Stück. Von dort läuft ein Schläuchen direkt in die rechte Herzkammer. Ich hatte ein extremes Fluchtgefühl und alles war richtig schön voll mit Blut. Aber jeder Versuch, dem Arzt der mir den Port legte zum Reden zu bewegen, scheiterte kläglich. Das war eine unendlich lange halbe Stunde. Und reingedrückt hat er mir das ganze auch furchtbar: meine Mastektomie ging nicht mit so vielen blauen Flecken einher wie dieser winzige Port. Aber zurück zum Märchen: das Mädchen fühlte sich nicht sehr glücklich nach dieser Unternehmung. Sie war geschwächt von dieser negativen Erfahrung. Außerdem hatte es ihr viele Schmerzen bereitet. „Ach Portkatheter, wie sollen wir beide Freunde werden?“ Doch da kam eine gute Fee und sprach: „Liebes Mädchen, ich kann dir helfen. Ich verwandle den Portkatheter in einen Portkater. Denn Kätzchen, die hat jeder gern.“ Und von diesem Moment an, da lebte das Mädchen glücklich mit ihrem Portkater bis zum Ende der Chemotherapie.

 

Was will ich mit diesem Geschwafel sagen? Spricht da etwa schon der Chemonebel aus mir? Nein. Dinge können sich ändern, je nach dem wie wir sie betrachten. Eines morgens stand ich vor dem Spiegel und mir viel dieses Wortspiel mit dem Portkater ein. Und ich musste so lachen 😀 Seit dem kann ich das Ding unter meiner Haut viel besser akzeptieren. Es ist eben ein Fremdkörper. Aber seit ich über ihn lachen kann, ist es auch nicht mehr schlimm. Schon komisch, oder? Ich bin jedenfalls froh, dass diese Geschichte ein so versöhnliches Ende hatte.

 

Port

 

So sieht das ganze übrigens aus. Total abgefahren, oder? Man sieht es aber garnicht, ist ja Haut drüber. Sonst würde ich schon längst in einem Alienfilm mitspielen. Mit dem Teil und der Glatze wär das doch mal ne Idee 😀

Und hey, nach meiner Therapie, da lass ich das Teil so schnell wie möglich wegmachen. Denn jede Geschichte braucht ein Ende. Ein Happy End 😉

 

3 Gedanken zu “Katzenjammer

  1. Also ein bisschen neidisch bin ich ja jetzt schon auf deinen stylishen Portkater… aber eben nur ein bisschen 😉
    Bei mir gabs damals ’nur‘ diesen grottenhässlichen Hickman-Katheder, mehr hatten se wohl noch nicht im Angebot xD

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