Wie Glatzimaxi ihr lächeln wieder fand – Mein Tag bei Nana-Recover your Smile e.V.
Kennt ihr diese ganz alte schwarzweiße Fernsehsendung the Munsters? Wenn nicht, dann schaut sie euch mal an 🙂 Da sieht man mal, wie wenig Spezialeffekte guter Humor braucht. Die Munsters sind eine Familie von Monstern (Frankensteins Monster, Vampire, Werwölfe) und sie wohnen in einem absolut gruseligen Haus. Sie sind total anders. Aber die Munsters, die denken immer von sich selbst, sie seien die amerikanische Durchschnittsfamilie und die anderen alle unglaublich gruselig. Was ist schon normal? Ist „normal“ für uns das, wie wir selber sind, oder das, was der Großteil der Menschen macht?
Und wer will schon normal sein? Naja- früher war mir das auch eher egal. Normal bin ich sowieso nicht, das habt ihr vielleicht schon gemerkt. Aber wenn man sich positiv von der Masse absetzt, beziehungsweise das selber entscheidet, dann ist das was ganz anderes. Dann entscheidet man sich bewusst dafür, normal selbst zu definieren. Wenn man Krebs hat, dann wird man aber ganz unfreiwillig „abnormal“. Und man kann sich höchstens verkleiden (so fühle ich mich, wenn ich meine Prothese und eine Perücke trage) um vom Munster zum Normalo zu werden. Die Mastektomie und der Haarverlust haben mich als Krebspatient gekennzeichnet. Wenn einem die Krankheit das alles nimmt, dann kann ich auf die Frage, wer schon normal sein wolle, nur mit einem ganz lauten „ICH“ antworten. Einfach mal wieder dazugehören, nicht nur optisch. „Ich kann heute nicht mit euch feiern gehen.“ „Wasen?Hmm… ne, wegen der Ansteckung nicht.““Schwimmbad? Nach der Chemo gerne wieder.““Du, ich Packs heute nicht, treffen wir uns ein anderes mal? Ich bin unendlich müde.“ Ich gönn das volle Freizeitprogramm jedem aus tiefstem Herzen. Aber ich würde da gerne wieder mithalten können. Es ist eben etwas anderes, ob ich mir freiwillig eine Glatze rasiere um meine Persönlichkeit zu unterstreichen, oder ob mir die Haare ausfallen, weil ich eine Chemotherapie brauche, um zu überleben.
Gestern war für mich ein so wichtiger und schöner Tag. Ich war normal! Allein schon die Tatsache, andere Frauen zu treffen, die die gleichen Probleme wie ich haben, das war so schön. Wir haben über so vieles geredet, gelacht und geweint (das gehört auch dazu und das hat auch seine Berechtigung). Obwohl wir 5 unterschiedlichste Frauen mit unterschiedlichen Krebsarten waren, waren wir uns sofort so nah. Denn die Krankheit und das, was sie mit uns macht -das verbindet. Es war so herrlich: du kannst mit der Glatze rumlaufen und keiner glotzt. Weil das dort eben nichts außergewöhnliches war. Und auch das Team… jeder war mit der Materie vertraut und endlich mal keiner, der einen wie ein Schwerbehinderter behandelt, wenn er von der Diagnose erfährt. „Ja, ich habe Krebs. Aber nein, ich bin jetzt nicht Schwerhörig, unfähig, etwas zu tragen oder schlecht gelaunt.“ Obwohl die Krankheit präsent war und wir alle nicht dort gewesen wären, wenn wir gesund wären, so habe ich doch meine Lage einen Mittag lang vergessen.
Wisst ihr, wie unglaublich schön das ist? Einen Mittag lang nicht das Krebsmädchen zu sein? Sondern einfach mal wieder Maxi. Die Maxi die laut und viel lacht, die Maxi mit den verrücktesten Ideen. Nicht die Krebspatientin, sondern die Studentin, die Tochter, die Freundin. Der Mensch. Ich fühle mich mir selbst wieder so viel näher. Gestern habe ich gemerkt, wie wenig ich mich in manchen Dingen trotz allem verändert habe. Und dabei das tolle Make-up, die tollen Fotos…. sich wieder SCHÖN fühlen. In den Spiegel schauen und sich nicht wieder erkennen. Aber nicht, weil die Haare weg sind, sondern weil ich mich schön finde. Der Krebs hat mich nicht aus dem Spiegel angeschaut. Da waren keine Augenringe, volle Wimpern und Augenbrauen. Wir sahen alle so unendlich gesund aus. Endlich sahen wir mal wieder so lebendig aus, wie unsere Gedanken sind. Dass dabei noch wunderschöne Fotos entstanden, ist das Tüpfelchen auf dem i. Wir werden uns immer an diesen einen Tag während der Therapie erinnern. Dieser eine Tag, an dem alles einfach ein ganzes Stück besser war. Normaler 😉
Wie das alles begann, was der Verein ist, das könnt ihr gerne hier nachlesen (es gibt auch eine Facebookgruppe 😉 )
http://www.recoveryoursmile.org
Falls ihr euch überlegt, einmal wieder zu spenden: das ganze ist für die Teilnehmer kostenlos. Der Verein finanziert sich über Spenden. Leute, ihr tut damit DIREKT Krebspatienten etwas gutes. Ihr schenkt damit jemandem einen wunderschönen Nachmittag, eine aufbauende Erinnerung . Das hört sich doch gut an, oder? 😉 Ich weiß gar nicht, wie ich dafür danken soll. Es ist unglaublich, dass es Menschen gibt, die einem etwas so positives schenken. Das rührt mich unglaublich. Da fehlen sogar mir einmal die Worte 🙂
Heute Morgen bin ich mit breitem Grinsen aufgestanden und habe im Spiegel nicht das gesehen, was fehlt, sondern das, was da ist. Ich sags euch 😀 Wenn der Tag kommt, an dem ich nur noch eine einzige Wimper habe, dann wird auch die noch getuscht! 😉 Denn ich bin immer noch eine Frau und ich habe gestern wieder gesehen, dass mein Körper es verdient hat, dass ich ihn wertschätze. Dann wird der Krebs immer unsichtbarer.
Jetzt reden die Leute über den Krebs. Irgendwann werden sie wieder über das reden, was ich eigentlich normal finde, wie bei den Munsters. Aber hey, das ist mir inzwischen egal. Sollen die Leute doch schauen. Das tun sie sowieso, ob mit oder ohne Glatze. Heute zerstört nichts und niemand meine happy hippo Honigkuchenpferdlaune -nicht einmal der kaputte Wasserboiler. Jaja die Alltagsprobleme; es ist eben alles anders und irgendwie auch doch nicht 😉