“It’s okay I got lost on the way But I’m a supergirl And supergirls don’t cry”

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Irgendwie geht es immer weiter.

Ich weiß, manchmal, da denkt man, es gibt kein Morgen mehr, dass die Sonne nie wieder aufgeht. Manchmal, da geht es einem so schlecht und beschissen und man hängt so tief in der Dunkelheit der Verzweiflung, dass man denkt, dass das niemals aufhören wird. Ich sage immer „Jeder Tag geht vorbei. Jeder Tag hat nur 24 Stunden.“ Das sagt sich so leicht. Ich weiß selber, dass man trotzdem jeden Tag erleben muss und dass 24 Stunden manchmal so lang und schwer sind, dass man nach 2 Stunden schon genug hat und man die restlichen 22 Stunden am liebsten in den Mülleimer kippen möchte. Dann ist das Leben zäh wie Kaugummi in der Sonne und klebt an uns.

Irgendwie gehts es immer weiter. Ich bin vorsichtig geworden in den letzten 11 Monaten mit den Worten „Ich kann nicht mehr.“ Gesagt hab ich es ganz selten, gedacht hab ich es oft. Wenn ich mal wieder eine Nacht lang geweint habe vor Schmerzen. Oder wenn ich mal wieder so vernarrt war in die Kloschüssel, dass ich nicht aufhören konnte sie zu umarmen. Oder an dem Tag, als wir einen Hocker fürs Bad kaufen mussten, weil ich anders nicht mehr in der Lage war, mich zu waschen. Aber ich konnte das alles überstehen. Ich wollte nur einfach nicht mehr. An solchen Tagen dachte ich auch, dass es keine Sonne mehr geben wird. Aber man macht weiter. Weil man muss. Und weil man nicht einfach aufhören kann. Man muss weiter. 24 Stunden lang. Jeden Tag. Wir sind erwachsen. Jeder von uns trägt seinen Rucksack und deshalb kann keiner den Rucksack des anderen tragen. Natürlich hilft man sich, aber ganz abgeben kann keiner seine Last. Und man schafft es. Irgendwann kommt dann ein Tag, da wird es noch schlimmer, aber man schafft auch das. Wie oft denkt man, dass man jetzt nicht mehr kann? Und wenn man das im Nachhinein betrachtet, dann kam man doch irgendwie klar. Es geht eben immer irgendwie weiter. Je länger man seinen Rucksack trägt, umso mehr Muskeln bekommt man, um noch mehr Gewicht tragen zu können.

Vielleicht denkt ihr gerade auch, dass ihr nicht mehr könnt. Und vielleicht seht ihr kein morgen mehr. Aber ich verspreche euch, jeder Tag geht vorbei. Und irgendwann noch einer und dann noch einer und noch einer… und dann sieht die Welt vielleicht schon anders aus. Es geht weiter. Irgendwann kommen die Muskeln und ihr könnt euren Rucksack besser tragen. Wir machen weiter. Weil wir groß sind, weil wir müssen und weil wir können. Weil es sich lohnt. Trotz aller Last lohnt es sich zu leben. Wir können nicht einfach aussteigen. Wir wollen nicht einfach aussteigen.  Wir können nur versuchen, den Weg, den wir vor uns haben, in der Zuversicht zu gehen, dass es irgendwie weiter geht, dass jeder Tag nur 24 Stunden hat.

Ich sage nicht, dass am Ende alles gut wird. Ich kann nicht versprechen, dass alles gut wird. Aber ich kann euch versprechen, dass es immer irgendwie weiter gehen wird. Jedes Päckchen, dass unseren Rucksack schwerer macht, bereitet uns darauf vor, noch mehr tragen zu können. Jeder Tag hat nur 24 Stunden. Und irgendwann, da kommt der Tag, der für uns weniger als 24 Stunden hat. Bis dahin werden wir noch viel erleben dürfen und müssen. Und wir werden es (er)tragen. Vielleicht sind wir in den Momenten, in denen wir uns am schwächsten fühlen am stärksten, weil wir am meisten tragen, ich weiß es nicht. Eins weiß ich: wir leben nur einmal. Und wenn man es richtig macht, dann ist einmal auch genug, trotz der kleinen und der großen Lasten. Denn eins ist sicher: der Tag hat 24 Stunden, die Nacht hat nur 12. Und nach jeder Nacht geht die Sonne wieder auf. Versprochen.

Schön euch kennenzulernen

Heute war kein so toller Tag. Und was macht eine Maxi, wenn der Tag nicht so toll war (außer Alkohol trinken)? Ich schreibe. Ich hab heute aber nicht wirklich Bock über die großen und kleinen Sorgen des Krebsalltags zu schreiben und deshalb komm ich heut endlich mal einer Nominierung nach 🙂

Ich wurde für den „liebster Award“ nominiert und das schon zum zweiten mal. Zuerst wurde ich von der lieben Spring schon im März nominiert. Damals hab ich mich mega gefreut, aber irgendwie war da bei mir so viel los, dass das unter ging. Spring von Springpeatfingersofharvest schreibt auf ihrem Blog sehr bewegend darüber, wie sie und ihr Partner sich allen Widrigkeiten entgegen stellen und ihren sehnlichen Kinderwunsch erfüllen möchten. Eine sehr emotionale Geschichte, die es auf jeden Fall wert ist, gelesen zu werden.

Heute wurde ich zum zweiten mal nominiert. Von der allerliebsten Babs. Babs beschäftigt auf ihrem Blog BabsBlogsberg auch das elende Thema Krebs. Babs schlägt sich so unendlich tapfer im Kampf gegen den unerwünschten Untermieter, der sich leider schon weiter in ihrem Körper ausgebreitet hat. Ich lese immer gerne von ihr. Auch deshalb, weil ich von ihren Posts oft Appetit bekomme 🙂

Die Idee, euch mal etwas persönlicheres über mich zu erzählen, finde ich gut. Ich teile hier meine Gedanken und meine Therapie mit euch und wenn schon die meisten von euch für mich leider unbekannte Gesichter bleiben werden, so solltet ihr wenigstens etwas mehr von mir erfahren.

Also, los gehts.

Hier sind die Regeln:

1. Dem Blogger, der einen nominiert hat danken und ihn verlinken

2. mindestens einen Liebster-Award in deinem Post unterbringen

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3. die elf gestellten Fragen beantworten

4. sich 11 neue Fragen ausdenken, die dir am Herzen liegen

5. neue Blogger dafür nominieren, die weniger als 300 Follower haben.

1.turnschuh oder highheel?

Definitiv Turnschuh. Ich finde hohe Schuhe sehr schön und früher habe ich gerne welche getragen, vor allem beim feiern. Inzwischen habe ich lieber eine schöne Zeit als dass ich hohe Schuhe trage. Ich bin leider zu unbegabt im Stelzenlaufen, dass sich beides vereinbaren könnte. large

2. womit kann man dir immer eine freude bereiten?

Ich bin vom Grundprinzip simpel gestrickt und dadurch auch sehr simpel zu bespaßen. Sei es ein lustiges oder dummes oder dummlustiges Youtubevideo, Eis, Sekt, Bacon oder kleine süße Häschen…. mich aufzumuntern ist sehr einfach. Diese Eigenschaft kam meinen Lieben im letzten Jahr sehr zu gute -> wenn die Maxi eine Schnute zieht packt man sie ins Auto, fährt in den nächsten Zoofachmarkt mit Nagerabteilung und zack, schon lacht sie wieder. Und falls das aus körperlichen Gründen mal nicht möglich ist, dann muntert mich dieses Video immer auf. Ich wünsche uns allen, dass wir genau so unbeschwert sein können wie dieser kleine Vogel 🙂

3. camping oder ferienwohnung?

Noch schlimmer – all inclusive. Urlaub ist für mich Urlaub und das bedeutet auch, dass ich mir alles an den Popo beziehungsweise Pool tragen lasse.

Dark Holiday ©2011 Nick Presniakov  805-705-8278

4. hast du einen lieblingsfilm?

Mir gefallen viele Filme. Großer Fan bin ich von James Bond und Harry Potter. Inception mag ich gerne, Disneyfilme sind einfach klasse. Aber mein absoluter Lieblingsfilm ist und bleibt (Achtung oberpeinlich 😀 )….. Titanic. Ich kann Leonardo di Caprio nicht oft genug beim ertrinken zu sehen. titanic_c_1023579

5. wie sieht ein tag aus, der für dich perfekt ist?

Ein Tag ohne Schmerzen.

6. welche marotte hast du?

Ich bin ein Schrankmessi. Oberflächlich ist die Wohnung immer tip top aufgeräumt. Aber wer die Tür zu meinem Kleiderschrank öffnet, der öffnet das dunkle Kapitel meiner Seele und findet sich nicht in Narnia wieder, dafür aber in einem heillosen Durcheinander. Ich räume ihn immer wieder in einer 3 Stunden dauernden Sortierorgie auf, kann die Ordnung aber nicht halten. Naja, jeder braucht ein Hobby…. selbst wenn es exzessives Schrankaufräumen ist.

7. was isst du am liebsten?

Gilt Nahrung als Antwort? 😀 Spaß bei Seite. Ich koche und backe leidenschaftlich gerne und könnte mich deshalb stundenlang über Essen unterhalten. Ich liebe gute Zutaten und das Gefühl, sich selbst etwas so gutes zu tun. Abends noch in die Küche zu stehen nach einem langen Tag war für mich nie Stress sondern die 45 Minuten des Tages, an denen ich den Alltag hinter mir lasse. Essen ist Lebensqualität. Und damit meine ich gutes Essen aus vernünftigen Zutaten. Ich habe schon vor meiner Diagnose lange Clean Eating gemacht. Das bedeutet, dass man alles selber kocht. Ich hasse es, wenn die Zutatenliste von Produkten aus mehr Zahlen als Buchstaben besteht. Sowas möchte ich nicht essen. Viel Gemüse, Obst…. ich lieeeebe CousCous und Quinoa. Wie gesagt, ich liebe Essen und deshalb war es für mich sehr sehr schwer, als ich durch die Chemo den Geschmackssinn verloren habe und meine Mundschleimhaut das sinkende Schiff verliess. Mein Leben ist zu kurz für schlechtes Essen. Was ich als letztes gekocht habe: geröstete Süßkartoffelspalten mit Kichererbsen-Rucola-Salat, Pinienkernen und Hüttenkäsekräuterdip. mmmmmmmhh

8. welches buch sollte man deiner meinung nach unbedingt lesen?

„Chantall, tu ma die Omma winken“ von Kai Twilfer. Selten habe ich soooo gelacht 🙂

9. welcher typ bist du? der frühe vogel fängt den wurm oder die zweite maus bekommt den käse?

Ich bin der Typ Hummeln im Arsch. Ich kann nicht lange schlafen weil ich immer das Gefühl habe, den Tag zu verpassen.

10. welche drei orte sollte, deiner meinung nach, jeder mal gesehen haben?

Erstens das Haribowerk in Bonn. Da hinzugehen steht ganz oben auf meiner Löffelliste (bei Gummibärchen hört mein Ernährungsbewusstsein auf ). Den Bodensee. Dort ist es einfach wunderschön (unser schwäbisches Meer 🙂 ). Das Kloster Kirchberg im Zollernalbkreis. Dort oben ist es so still und ruhig und man sieht weit über die Alp, direkt auf den Zollern. Da kann man alle Sorgen vergessen wenn der Wind durch die Blätter rauscht auf der Bank hinter der Klosterkapelle neben dem Friedhof.

11. hast du die fragen gerne beantwortet?

Sehr ❤

Und nun die 11 Fragen der lieben Spring

1. Dein Lieblingsautor/Lieblingsbuch?

Siehe oben 🙂

2. Bist du zufrieden mit deinem Vornamen? (Sollte er ausgefallener sein? Moderner? Bodenständiger?)

Früher als ich klein war, da fand ich meinen Namen ganz furchtbar. Mein voller Vorname lautet Maximiliane. So heißt keiner und wenn man als Kind etwas hat oder ist was sonst keiner hat oder ist, dann endet das meistens in Hänselei. Inzwischen find ich es ganz cool 🙂 Ich habe auch noch einen sehr seltenen Nachnamen und es gibt keinen Menschen auf der ganzen Welt, der so heißt, wie ich. Das finde ich irgendwie schön.

3. Dein Lieblingssong

Ich habe keinen Lieblingssong, ich habe viele Songs passend zu meiner Stimmung. Muss ich in die Klinik oder so, dann läuft bei mir meistens Rage against the Machine oder System of a Down oder wenn es ganz hart kommt K.I.Z. oder Rammstein. Ich hatte während der Chemo auch diese eine ganz komische Phase, in der ich nur noch schwarze und graue Kleidung gekauft und getragen habe. Ein  ganz besonderes Lied für mich ist Island in the Sun von Weezer (definitiv ruhiger 😉 ). Einmal in meinem Leben Hawaii sehen. Das ist ein großes Ziel von mir. Dieses Lied spiegelt die Sehnsucht an diesen Ort ganz arg wieder finde ich und ich höre es oft, wenn ich gerne wo anders wäre. Urlaub fürs Gehirn 🙂all-inclusive-waikiki-hawaii-vacation-package

4. Dein Platz von dem aus du für deinen Blog schreibst? Gerne mit Bild

Mein wunderschönes Sofa. Ich habe hier schon einmal von meinem Riesensofa geschrieben. In der Wohnung gibt es keinen Esstisch, nur dieses große Sofa, das der Dreh- und Angelpunkt unseres sozialen Lebens innerhalb der 4 Wände darstellt.

5. Dein liebster Film?

Siehe oben 🙂

6. Deine liebste Eissorte?

Meine liebste Eissorte: alles außer Schlumpfeis (ihr wisst schon, dieses blaue Kaugummizeugs… bääääääh). Pistazie finde ich toll, Schoko auch und Erdbeere und Walnuss und Zitrone und ….ach… Eis ist einfach ein Stück gefrorener Himmel.funny-little-girl-eating-ice-cream-angry

7. Welche fiktive Figur wärst du am liebsten? (Figuren aus Comics, Büchern, Filmen)

Das ist schwer. Ich glaube, ich würde gerne in Hogwarts zur Schule gehen. Von Stress hab ich aber irgendwie genug erstmal. Deshalb will ich keines dieser drei Problemkinder Harry, Hermine oder Ron sein, sondern einfach einer der Schüler im schwarzen Umhang der durch die Gänge huscht. Natürlich wär ich gern in Griffindor. Ich würde Butterbier trinken und Quidditch spielen und ganz viel rumzaubern. Ich hätte einen Zauberstab und eine Katze und es gäbe ganz viele tolle Zaubertränke, die einen gesund machen 🙂

8. Was machst du beruflich?

Alle gehen arbeiten nur ich nicht 😉 Ich bin Studentin, wegen der ganzen Sache aber noch beurlaubt bis Oktober. Gerade bin ich also hauptberuflich toll 😀

9. Wenn du auswandern würdest, was wäre dein Ziel und warum würde es dich gerade dort hinziehen?

Ich würde niemals das deutsche Gesundheitswesen hinter mir lassen. Niemals nimmer mehr.

10. Bist du Minimalist oder Sammler? Welchen Wohnstil bevorzugst du?

Ich bin ein minimaoistischer Sammler. Ich mag es nicht, wenn alles vollgestellt ist. Duftkerzen kann man aber zum Beispiel nicht genug haben und das sieht auch sehr schön aus, wenn die abends alle leuchten 🙂 Generell mag ich Duftsachen. Das wurde im letzten Jahr noch viel schlimmer. Ich dachte immer, ich würde nach Chemo stinken und deshalb habe ich mich und die Wohnung in eine so große Duftwolke gehüllt, dass wir Geruchstechnisch einem Douglasladen Konkurrenz machen konnten.

11. Ein Bild das dich berührt? (Emotionen in dir weckt, egal welcher Art – Foto, Gemälde, Zeichnung oder Ähnliches)

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Das Meer ist für mich gleichzeitig das Symbol für Endlichkeit und Unendlichkeit. Geht die Sonne unter oder auf? Dieses Bild hat etwas von Aufbruch und was ich daran am schönsten finde: dass die Personen darauf nicht alleine sind sondern jemanden haben, der sie ins unbekannte begleitet. Was für eine tröstende Vorstellung…

Fliegende Elefanten

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Manchmal ist da einfach nur Stille.

Jetzt sind es schon zwei Tage. Vor zwei Tagen hat sich Luise auf ihre letzte Reise von dieser Welt in eine andere gemacht. Es ist immer noch so unwirklich und für manche Dinge wird es niemals die richtigen Worte geben. Es wird niemals Worte dafür geben, wie sehr du geliebt wirst, wie sehr du vermisst wirst, wie unendlich tief deine Spuren sind, Klopsi. Es wird niemals Worte dafür geben, den Schmerz deiner Lieben zu beschreiben und es wird niemals Worte geben, um die Leere, die du hinterlässt, zu füllen.

Wir haben uns persönlich nie getroffen. Jules und ich, wir wollten dich doch bald besuchen. Bald… Und jetzt geht das nicht mehr. Es wurmt mich unendlich, dass das nicht geklappt hat. Es wurmt mich, dass man solche Sachen nicht sofort macht. Was ist schon „später“? Die Zukunft ist so unendlich unberechenbar…. „2015 sieht scheiße aus auf dem Grabstein.“ Nur einer von vielen Sätzen von dir, der mir für immer im Kopf bleiben wird. Unser Treffen ist nicht aufgehoben. Wir verschieben es auf einen anderen Ort und da lassen wir dann so richtig die Sau raus!

Luise, wie kann Stille nur so laut sein? Deine Stille ist wie ein Schrei der so laut ist, dass er fast schon weh tut. Es gibt keine Worte, es gibt nur unendliche laute Stille. Mein tiefes Mitgefühl gilt all denen, die diese Stille ertragen müssen.  Du bist einfach nur bewundernswert. Du bist lustig und ungezwungen. Du hast die Dinge gesehen wie sie waren und sie so akzeptiert, wie sie sind. Und Luise, du bist einfach nur cool.

Eine Freundin von mir hat einen ihr alles geliebten Menschen verloren und hat das neulich so beschrieben: derjenige der geht, der nimmt ein Puzzleteil aus deinem Herzen mit sich und solange man lebt, bekommt man es nicht wieder. Es gibt keine Worte, die dieses leere Stück füllen können. Wo keine Worte sind, da ist es einfach nur still. Und wenn es so still ist, dann kann man nur noch eines sagen:

Zurück aus dem Biggest Loser Camp

Hallooo ich lebe noch 😀 Ich glaub irgendwie kommt das nicht sooooo gut, wenn auf einem Krebsblog nichts mehr kommt. Aber ich kann Entwarnung geben: es ist alles gut und es tut mir sehr leid, falls sich jemand schon Sorgen gemacht hat. Ich bin wieder da. Und ja, es war wirklich bisschen wie im Biggest Loser Camp: scheiß Essen, 24/7 Sport und einmal die Woche wiegen 😀

In den 4 Wochen Reha war ich medial ziemlich abgeschieden und das Teils auch mit Absicht. Zwischen Töpfern und Kneippbecken blieb mir nicht viel Zeit 😀 Spaß bei Seite. Die junge erwachsenen Reha war die beste Idee, die ich seit Ewigkeiten hatte. Vielen lieben Dank an meine Sozialarbeiterfee, die mich bibidi-babidi-bu dort hingezaubert hat. Ich hab dort ungefähr tausend persönliche körperliche Grenzen überwunden und mich Tag für Tag selbst überrascht. Ich hab tatsächlich wieder Muskeln!!!! Fragt nicht…. aller Anfang ist schwer und der Anfang mit Sport nach monatelangem sich totstellen auf dem Sofa ist schwer im Quadrat. Aaaaber die Reha stand unter dem Motto „Keine Gnade – wer fit sein will, muss leiden“ und jetzt hab ich den Salat: ich werde glaub Sportsüchtig 😀

Keine Woche zu Hause und schon im nächsten Studio angemeldet. Natürlich gleich mal hart übertrieben. Letzte Woche Montag hab ich mich tatsächlich in den 60min Zumba Kurs des Zorns getraut. In der Reha war das natürlich alles an unsere Leistungsfähigkeit etwas angepasst. Könnt euch ja vorstellen, wie ich nach den 60 Minuten Normalozumba aussah 😀 Aber ich habs geschafft und das war wirklich göttlich.

Am 14.5. werde ich am Women’s Run in Frankfurt teilnehmen …. die 5km…..walken 😀 Aber hey, es ist ein Anfang! Zusammen mit der lieben Emily und der Chanel (schaut doch mal auf ihren Blogs vorbei) werden wir vor dem Krebs davon laufen äh walken. Ich freu mich schon riesig drauf 🙂

Bestimmt gibt es noch einige Mauern auf dem Weg zurück ins normale Leben. Und bestimmt wird’s auch immer mal wieder Rückschläge geben. Aber hey, wenn man es nur genug will, dann kommt man überall hoch 😉


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I just called to say I hate you

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Jetzt war es hier lange still. Vor allem, weil ich kein Wlan habe und ich das Gefühl habe, die Menschen, die da bei der Technikhotline sitzen, haben auch ein ganz ausgeprägtes Chemobrain. 😀 Zum Glück ist man ja nicht auf den Mund gefallen. Prinzipiell sage ich immer „Ja“, wenn die nette Computerstimme fragt, ob man die Gespräche zu Schulungszwecken aufzeichnen darf. Bei mir können die noch was lernen! Ich habe es heute tatsächlich geschafft, den Herren am anderen Ende der Leitung dermaßen zum Lachen zu bringen, dass er wirklich total den Faden verloren hatte. Bei uns stellt nämlich Anbieter A die Leitung, die Anbieter B (bei dem wir unter Vertrag sind) nutzt. In 3 Telefonaten konnte ich den freundlichen Mitarbeitern nicht klar machen, dass wenn das Wlan nicht geht, ich aber über Lan-Kabel ins Internet komme, das wohl ein Rooterproblem sein muss. Da kann ich dann auch ruhig 50 mal sagen, dass ich alle Einstellungen auf Werkseinstellung zurückgesetzt habe und auch ganz sicher alles „an“ ist. Nein, das liegt wohl an der Leitung? Ok. Puls bei 300, aber dann wird das wohl so sein. Ich hab ja einfach keine Ahnung.

Jetzt sollte heute der Techniker kommen (dass ich den nicht zahlen muss, hab ich mir mehr als deutlich versichern lassen). Von 8.00 bis 12.00 sollte ich in der Wohnung sein….. kommt dieser liebe Mensch einfach nicht!!! Baaaaah Maxi sitzt also am Telefon und tippt die Nummer mit so einer Urgewalt, dass die Hörermuschel um Gnade winselt. Jetzt kommt der Oberhammer: der Typ gab mir recht, dass das wohl eher nicht an der Leitung liegen kann und jetzt kommts!! – Wlan ist nicht in der Gewährleistung, ich soll einen neuen Rooter kaufen. Sehr sehr toll. Hätten die mir doch auch früher sagen können, oder?? Das hab ich ihn dann auch gefragt, wieso seine Kollegin dass denn nicht gleich sagen konnte? Antwort: Keine Ahnung, was im Kopf der Kollegin vor gegangen sei. Und da wars bei mir dann aus. „Die hat in Gedanken bestimmt das Wlan-Kabel bei Anbieter A gesucht.“ Soooo lustig fand ich es gar nicht, eigentlich war es auch nicht lustig gemeint. Eigentlich war ich stinkesauer und war gerade dabei, mich verbal für die Schlacht um Mittelerde aufzuwärmen. Aber der Gesprächspartner fand das anscheinend wirklich lustig – oder hat in hemmungslosem Gelächter den letzten Ausweg aus seiner Situation gesehen. Wer weiß 😀

Aaaach genug davon! Ansonsten ist bei mir gerade Ladehemmung. Ich werde einfach nicht mehr fitter von alleine. Und genau da kommt jetzt der nächste Therapieschritt: REHA! Ich fahre Donnerstag für 4 Wochen in eine junge erwachsenen Reha und soll total durchtrainiert wieder kommen. Mit 3 Mahlzeiten am Tag, viel Programm und netten Menschen – oder wie ich es mir vorstelle: ich fahre ins Biggest Loser Camp 😀 😀 😀 Die sind dort zwar zu moppelig und nicht krebsig, der Tagesplan sieht aber wahrscheinlich ziemlich ähnlich aus. Habt ihr schon einmal für 4 Wochen gepackt? Das ist Stress pur! Ich bin den ganzen Tag am waschen, Packliste schreiben und Shampoo und Co. horten. Egal, ich freu mich 🙂 …. und irgendwie geht auch jetzt schon das große Flennen los: 4 Wochen soooooo weit weg, dass mich wirklich keiner Besuchen kann. Aber das ist ja auch nicht der Sinn der Reha.

Ich ruf jetzt noch mal bei der Hotline an, ob der Techniker das Wlan-Kabel inzwischen schon gefunden hat 😉 und ihr lieben Leser seid einfach weiterhin super 🙂 ❤

Die Wäschegöttin aus der Seestraße

Also vorneweg: Nein, für diesen Artikel werde ich nicht bezahlt. Das ist kein Sponsoring oder sonst irgendwas, ich bin einfach so begeistert und überzeugt, von dem Konzept, dass ich das unbedingt mit euch teilen muss.

Gestern habe ich sie wieder besucht, die charismatische und charmante Frau mit dem Pulp Fiction-Bob und der Schwäche für alles, was französisch ist. Von außen sieht ihr Geschäft eigentlich ganz unspektakulär aus, aber wenn ich die Glastür öffne, dann betrete ich eine Welt, von der ich nicht gedacht hätte, dass sie sich mir so schnell wieder öffnet

-die Welt der schönen Wäsche. 

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Le Néné Stuttgart

Jana Wagner heißt die Frau, die dort hinter der Theke vom „le Néné“ in der Seestraße wartet. Néné ist französisch und heißt so viel wie Titte. Die Titte. Eigentlich passt der Name total super. Titte ist ja irgendwie ein eher freches Wort und fast schon frech ist die Idee, die hinter dem Geschäftsmodel steht: eine Frau soll nach der Brustkrebstherapie einfach nicht zwischen Tena Lady und Rollator ihre Wäsche kaufen müssen. Klingt logisch, klingt einleuchtend, ist aber traurige Realität tausender Patientinnen, die nach diversen OP’s einfach auf spezielle Wäsche angewiesen sind.

Bei Jana gibt es nicht nur das Modell 1000m2-Stoff-BH mit integrierter Spitztittenfunktion in fleischfarben, weiß oder schwarz -vom spitzenbesetzten Dessous bis hin zum feuerroten Bikini gibt es bei ihr alles, was Frau schon vor der Diagnose getragen hat und worauf sie vielleicht trotz allem nicht verzichten möchte. Und nicht, dass wir uns jetzt falsch verstehen: Jana Wagner rechnet mit den Krankenkassen ab 😉

Aber irgendwie ist das „nur“ die halbe Miete. Jana Wagner führt nicht nur ein Geschäft. Hier geht es um mehr. Mehr sein, als nur ein „Versorger“. Mehr sein, als eine Verkäuferin. Mehr als Unterwäsche. Mein erster Besuch im le Néné war einer meiner ganz großen Lichtblicke während der Chemo. Ich glaube, es war kurz vor der 7. oder 8. Da war irgendwie nicht mehr so viel los mit mir. Meine Mama ist dann mit mir zur Jana gefahren und was soll ich sagen…. Man ist in so einem Trott gefangen, lebt und funktioniert nur noch von Chemo zu Chemo und an diesem Nachmittag war ich einfach total glücklich. Das ist wie mit Recover your smile: man erlebt so viel dummes Zeugs, von dem der Durchschnittsbürger zum Glück keine Ahnung hat. Aber das le Néné und Recover your Smile zählen zu den wundertollen Erlebnissen, die ich ohne die Krankheit nicht gehabt hätte. Lichtblicke in einer düsteren Zeit, unbezahlbar. Man trinkt Kaffee, man unterhält sich. Prinzipiell ist unter der Woche immer nur eine Kundin auf einmal im Laden. Man setzt sich, bekommt einen Latte Macchiato (falls Jana den täglichen Kampf mit der Kaffeemaschine gewinnt) und dann stellt sie jeder Kundin, die das erste mal vorbei kommt, eine Frage :“Erzählen sie mal.“ Und das ist nicht nur eine Floskel: Jana will wirklich wissen, wer ihr da gegenüber sitzt. Man ist nicht nur ein Kunde, eine Nummer, man ist ein Mensch, eine Frau.

Einfach irgendwie mehr…. Jana macht das nicht, um reich zu werden. Sie macht das nicht, weil sich damit gut Geld verdienen lassen würde. Man merkt das schnell: Jana macht das mit ganzem Herzen und aus aller tiefster Überzeugung. Dieser Laden ist die Idee einer besseren, schöneren Welt. Einer Welt außerhalb von Krankenhäusern und Sanitätshäusern. Einer gesunden Welt. Einer Welt, in der Frau Frau sein darf, egal, welche OP sie hatte. Einer Welt mit schöner Wäsche. Einer Welt, in der man trotz allem Spaß am Unterwäscheshoppen haben kann.Das ist sie, die Welt von Jana Wagner. Die Welt der Wäschegöttin aus der Seestraße.

Danke

http://www.le-nene.de

https://www.facebook.com/pages/Le-Néné/1499712393646954?fref=ts

Unwissenheit ist ein Segen, aber kein Freifahrtschein für Dummheit

Hallo liebes Internet. Gerade stellst du mich auf eine harte Prüfung. Mein Ruhepuls ist seit der Chemo ungefähr ständig bei 100. Laut Onkologie sollte ich bei 120 „abregeln“, damit ich keinen Infarkt bekomme. Das fällt mir die Tage wahnsinnig schwer.

Der Grund: Angelina Jolie hat sich die Eierstöcke entfernen lassen. Oder nein – DAS ist nicht der Grund. Der Grund dafür, dass mein medikamentengeplagtes Herz ganz laut „Hilfe“ ruft, sind die Kommentare der Menschheit zu diesem Thema. Gefühlte 100 mal habe ich den Satz gelesen

Wann lässt sie sich das Hirn rausmachen?

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass eher diejenigen, die das schreiben, nicht ganz auf geistiger Höhe sind. Das ist sowas von uninformiert. „Verstümmelung“ „Borderline“ „Übertrieben“ …. mir kräuseln sich die Zehennägel bei so viel „Menschlichkeit“.

Frau Jolie trägt eine Genmutation in sich, die sich BRCA1 nennt. Wer das trägt, der erkrankt mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80% innerhalb seines Lebens an Brustkrebs.Das Risiko für Ovarialkrebs (Eierstöcke) liegt bei fast 70%. Je älter man wird, umso höher ist das Risiko.

Eine simple Frage an die „Das ist ja nur Wahrscheinlichkeit, ich bin Herr über meinen Körper“-Fraktion: Schnallt ihr euch beim Autofahren an? Ja? Wieso denn? Es MUSS euch ja kein Unfall passieren. Schon komisch, dass ihr euch gegen ein Risiko schützt, dass euch selbst betrifft, aber über jemanden Urteilt, der sich mit solchen Risiken befassen muss, die ihr nicht kennt.

Wart ihr bei einem Humangenetiker und habt euch diese Wahrscheinlichkeiten für EUER Leben vorrechnen lassen müssen? Nein? Dann seid doch einfach froh, dass ihr diese Genmutation nicht in euch habt. Das ist toll! Aber es ist verdammt gemein, über jemanden, der dieses Glück nicht hat, so zu reden. Gesundheit ist kein Privileg, Gesundheit ist pures Glück.

Kennt ihr euch mit Ovarialkrebs aus? Wisst ihr, dass es dort so gut wie keine Früherkennung gibt? Und nur mal so: wer denkt, Krebs wäre ein Spaziergang und deshalb nicht einsieht, dass man den „Sicherheitsgurt“ anlegen müsste, damit man ihn nicht bekommt, der darf gerne mal mit mir in die Chemoambulanz fahren und das den Leuten dort sagen.

Ihr habt es geschafft. Ich steh wirklich kurz vor dem Herzkasper, bin wütend und traurig über die soziale Inkompetenz der Masse und meine „Krebswut“, die ich in den letzten Wochen immer mehr entwickle, die wird immer größer.

Ich trage so eine Genmutation auch in mir. Ich habe ein Risiko, das an  Wahrscheinlichkeit grenzt, noch einmal an Brustkrebs zu erkranken und die Chancen, Ovarialkrebs zu bekommen, liegen bei 50%. Ich werde diese OP’s auch machen lassen. Alles, aber bitte bitte bitte nieeee wieder Krebs! Meiner Meinung nach ist es eher Gehirnamputiert, solche Risiken ignorieren zu können.

Und jetzt sage ich euch noch was: ich habe es erlebt UND WENN ICH ES VORHER GEWUSST HÄTTE, DANN HÄTTE ICH MIR DIE BRÜSTE SCHON MIT 18 ABSCHNEIDEN LASSEN!

(Wer sich gerne fachgerecht und ausführlich über das Thema erblich bedingter Brustkrebs/ Ovarialkrebs informieren möchte, dem kann ich das BRCA-Netzwerk empfehlen)

Das Leben beginnt hinter dem Zaun

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Ich hab ein kleines Kästchen unter meinem Bett. Dort liegt es den ganzen Tag. Mein Kopf schließt es ab und denkt nicht mehr daran. Aber abends, wenn ich mich schlafen lege, dann gibt der Kopf den Schlüssel an das Unterbewusstsein ab. Und das Unterbewusstsein ist ein Idiot. Das wartet genau den richtigen Moment ab: wenn es dunkel ist und mich nichts ablenkt, dann schließt es das Kästchen auf. Und das Kästchen ist voller Angst. Eigentlich ist Angst etwas so dummes, dass sie es gar nicht verdient hat, dass ich hier darüber schreibe. Aber das ist ja so oft so: wenn etwas schlecht oder gemein oder einfach nur zum aufregen ist, dann bekommt das viel mehr Aufmerksamkeit, als es eigentlich wert ist. Angst ist hinterlistig. Sie kündigt sich gar nicht an, sondern erwürgt einen hinterrücks. Ich habe vor vielen Dingen Angst: dass der Krebs wiederkommt; dass ich es nicht merke, wenn der Krebs wieder kommt; dass meine Ärzte mich im Stich lassen; dass der Krebs irgendwann so überhand gewinnt, dass ich nicht mehr gesund werde. Das lässt sich einfach zusammenfassen: ich habe Angst vor Krebs. 22 Jahre lang hatte ich erstaunlich wenig Angst vor Krebs. Komisch, oder? Bei meiner ersten OP war die Frau bei mir im Zimmer eine typische Krebshypochonder: Alles, was sie hatte war sofort Krebs und alles macht Krebs und Krebs Krebs Krebs…. und NEIN, sie hatte den Krebs nicht, sondern ich. Ich hab mich nie mit Krebs beschäftigt, woher er kommt, was er ist, weil er mir einfach voll egal war. Ich war dem Krebs leider weniger egal, aber die Geschichte kennt ihr ja.

Jetzt, nach der Diagnose, habe ich Angst vor Krebs. Angst vor etwas unbekanntem zu haben ist eigentlich unlogisch. Ich weiß genau, wie behindert eine Chemo ist, wie Krebs wehtun kann und was Krebs so macht. Und nein, das war nicht soooo toll, dass ich das noch mal machen möchte. Das ist es aber nicht allein. Ich bin nicht blind und ich sehe, wie alle um mich herum leiden. Keiner sagt es und wenn, dann nur ganz gedämpft. Ich mache euch Sorgen. Ich bin dafür verantwortlich, dass es euch nicht gut geht. Und wenn der Krebs wieder kommt und ich es vielleicht irgendwann nicht mehr schaffe, dann versau ich euch alles. Für mich selber geht vieles irgendwie klar. Aber es zerquetscht mir das Herz, wenn ich daran denke, wie viel Schmerz und Kummer ich euch bereite. Dafür hasse ich meinen Körper manchmal ganz ganz arg. Natürlich bin ich nicht mit Absicht so krank geworden, aber keiner kann leugnen, dass es euch nicht besser gehen würde, wenn ich gesund wäre. Und was, wenn die Zukunft den Worst-Case bringt?

Zukunftsangst…. das hab ich ganz arg. In meinem Kopf ist ein Rezidiv wahrscheinlicher, als mit 80 auf der Parkbank zu sitzen. Ich will niemanden runterziehen, aber so ist es. Deshalb könnte ich total losschreien, wenn mal wieder jemand, der jeden Tag gesund aufsteht und gesund ins Bett geht und einfach das ganze Leben lang nicht kränker war als eine Darmgrippe (was ich um Himmels willen JEDEM gönne!!!) zu mir sagt „Du musst einfach immer Positiv bleiben“. Ich MUSS positiv bleiben? Leute, ihr habt keine Ahnung, was ich muss. Ich musste 9 Monate lang kämpfen wie eine gestörte, um zu überleben. Ich musste den Tag überstehen, an dem man mir gesagt hat, dass ich einen Tennisball- und einen Golfballgroßen Tumor in mir trage. Ich musste 9 mal zur Chemo. Ich musste 2 mal zur OP. Ich musste meine Brust abschneiden lassen. Ich musste um jeden Tag Zukunft kämpfen. Und dann willst du mir erzählen, dass ich positiv sein muss? Tut mir leid, aber um das zu 100% zu sein, müsste ich ganz ganz starke Glücklichpillen nehmen. Wenn ich jetzt wie ein blökendes Schaf in mitten der „Positiv bleiben“-Herde stehe, dann hab ich überhaupt gar nichts gelernt aus dem Scheiß. Denn wer immer nur positiv denkt, der vergisst die wichtigste Lektion, die einen der Mist beibringt: das Leben ist einmalig, das Leben ist kurz und das Leben ist nicht nur Blumenwiese, sondern kann auch ganz schnell ganz schön dumm werden. Und wer das nicht vergisst, der kann das „Jetzt“ besser nutzen. Obwohl ich Schafe total unglaublich super finde und am liebsten eines hätte, will ich nicht Teil der Herde sein. Ich will mehr. Ich will über den Zaun meiner Wiese raus und das volle Leben leben. Denn eins ist klar: ob mich der Bauer von der Wiese holt und Braten aus mir macht, oder ob ich außerhalb meiner Weide eines Tages vom Bus überrollt werde: sterben tu ich sowieso. Klar weiß jeder, dass er irgendwann stirbt. Aber irgendwann kann gedanklich verdammt weit weg sein. Ich weiß, dass ich jederzeit sterben kann. Und das ist eine verdammt gute Entscheidungshilfe geworden!

Ich glaube, die Zukunft kommt mir gerade so krebsig vor, weil der Krebs noch so real ist. Mit der Zeit wird es vielleicht besser. Wenn Gras über die Sache wächst. Ich will nicht, dass der Krebs wieder kommt. Ich will gesund sein. Ich will alt werden. Aber ich habe Angst, dass es nicht passiert. Ich habe Angst, dass ich eines Tages wieder da sitze und es heißt „Sie haben Krebs.“ Wie abgestumpft müsste ich nach allem, was war sein, dass ich diese Angst nicht hätte?

Es erscheint mir unwirklich, auch wenn ich es mir immer wieder sage. Vielleicht gibt es ja wirklich ein langes und gesundes Leben für mich. Und am Ende bringt mich die Angst immer wieder zu einem sehr sehr tröstenden Gedanken: Was, wenn man Ende einfach alles gut wird?

Miau! Mio! Wirfs weg! Sonst strahlst du Lichterloh!

funny-judge-baby-stealing-nose „Ruhe im Gerichtssaal! Wir Verhandeln heute die Unterhaltsfrage Portkater gegen Glatzimaxi. Anklage, wie lautet Ihr Antrag?“

Anwalt der Portkaters: „Hohes Gericht. Die Gegenpartei Glatzimaxi führte bis vor 6 Wochen eine Lebensgemeinschaft mit meinem Mandanten Portkater. Wie dem Gericht bekannt ist, befand sich Glatzimaxi zu dieser Zeit in der Chemotherapie. Sie wurde dabei stets durch meinen Mandanten unterstützt. Nach Ende der Therapie verwies sie ihn, ungeachtet seiner Bemühungen, der gemeinsamen Wohnung. Diese menschliche Abweisung trotz treuer Dienste, musste der Portkater erst einmal verarbeiten. Doch nicht genug. Das Ergebnis dieser Lebensgemeinschaft war ein Katernachkömmling. Der Strahlenkater. Mein Mandant und ich vertreten die Meinung, dass die Gegenseite zu Unterhalt verpflichtet ist.“

Richter: „Glatzimaxi. Was haben Sie zu den Anschuldigungen der Gegenseite zu sagen?“

Glatzimaxi: „…“

Richter:“Glatzimaxi hören Sie bitte auf, sich über ihre neuen Haare zu streichen! Na gut. Die Kammer kommt zu folgendem Urteil. Entweder, Glatzimaxi zahlt dem Portkater Unterhalt für den Strahlenkater, oder sie übernimmt die Pflege.“

Glatzimaxi: „Na super… Geld hab ich keins. Dann soll er halt zu mir….“

Inzwischen ist das ungeliebte Kind bei mir eingezogen. Eigentlich find ich Katzen ja super. Aber der Strahlenkater ist ein… naja, sagen wir mal Problemkind. Ehrlich gesagt ist er ziemlich zum Kotzen. Er macht total müde, Kopfschmerzen und ehrlich gesagt schlägt mir die Situation ziemlich auf den Magen. Ich hoffe, dass der Gentest bald da ist. Den hab ich heimlich gemacht. Schließlich sieht mir das Ding gar nicht ähnlich. Dann darf ich den Satansbraten hoffentlich abgeben und muss ihn nie wieder sehen. Der geht mir nämlich ganz schön auf die Eierstöcke! 

Ja. der Strahlenkater. Das nennt sich wirklich so. Irgendwie werde ich von Katzen verfolgt. Wieso kann dann mal nicht eine süß und weich und verschmust sein? Mit rundem Kopf und großen Augen? Neee es müssen immer irgendwelche dummen Sachen sein, die sich hinter dem Katernamen verbergen. Ich fühle mich ernsthaft jeden Tag so, als hätte ich am Tag vorher eine ganze Flasche geschnäpselt. Es geht jetzt ja wirklich nicht mehr lang. So sind die Therapiesachen halt: je länger es geht, umso anstrengender wird’s. Endspurt! Jetzt heißt es nochmal ordentlich die Zähne zusammenbeißen— oder genauer gesagt: einfach aushalten! Ich zitiere mich mal selbst: das Leben ist keine Softeismaschine 😉

Darf ich noch kurz Werbung in eigener Sache machen? Ich würde gerne was gewinnen. Dafür klickt ihr einfach auf den Link da unten. Ihr müsst euch nirgends registrieren, ihr müsst nichts abonnieren. Einfach auf VOTE klicke (nicht like). Das wäre total nett von euch 🙂

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Jaja, das waren Zeiten, als ich noch vom Saufen verkatert war. Den Kater ohne den Rausch zu haben ist ungefähr wie Arbeit ohne Zahltag. Wer möchte schon die Kuh kaufen, wenn er gar keine Milch dafür bekommt? Ich überlege ernsthaft, jetzt systematisch die Alkoholreste vom Geburtstag zu vernichten. Schließlich kommt der Kater ja so oder so. In diesem Sinne: Prost! 😉

Kennen wir uns?

funny-spring-hairy-sheep_Fotor

Huch? Wer ist diese Frau, die da vor dem Laptop sitzt? Was ist denn das wollige Zeugs, was aus der Kopfhaut kommt? Komisch… ganz dicht und weich und glänzend…. dunkelblond und 1,5 cm lang… Hmmmm… das Glätzchen kann es ja wohl kaum sein., oder?

Nein. Das Glätzchen ist es nicht 🙂 Denn die Maxi kriegt wieder Haare!!!! „Ja mein Gott, es sind Haare. Und wenn schon?“, denkt jetzt wahrscheinlich der eine oder andere. Nein, das sind nicht einfach nur Haare. Es sind DIE BESTEN HAARE meines Lebens! 🙂

Bei so manch anderem ist das wahrscheinlich so toll, wie wenn in China ein Reissack umfällt, wenn die Haare wachsen. Bei mir ist das ein Zeichen… ein Zeichen dafür, dass die Chemotherapie vorbei ist, dass der Körper wieder anfängt zu funktionieren und dass der „Frühling“ wieder kommt. Wie bei einem Baum, der den Winter überstanden hat und wieder neue, grüne Blätter bekommt.

Neulich habe ich meine Mama vom Bahnhof abgeholt. Ich freue mich soooo sehr über die frische Blätterwelt auf meinem Kopf, dass ich mir die Mütze (trotz drohender Erfrierungen 😀 ) vom Kopf gezogen hab und ich sie damit überraschen wollte. Als sie dann aus dem Zug gestiegen ist, hat sie mich einfach nicht erkannt. Sie ist an mir vorbei gelaufen und erst als ich gesagt habe „Mama, ich bins“ hat sie mich gesehen…. und so sehr geweint. Meine liebe Mama…. sie war so unendlich gerührt von der Tatsache, dass mein Körper wieder so normal und gut funktionier „Du hast ja Haare. Du hast ja Haare“ hat sie immer wieder gesagt und dann standen wir wie zwei Dusselkühe heulend am Bahnhof. Wie kann man sich nur so unendlich über Haare freuen? Ich bin immer noch so gerührt von diesem Augenblick, dass das Augenpipi beim schreiben schon wieder läuft. Aber das ist egal.

Um ehrlich zu sein, vor der Diagnose habe ich oft aus Wut oder Trauer oder so geweint. Aber nie, weil ich so glücklich war, dass es irgendwie zu den Tränendrüsen raus musste. In den letzten 9 Monaten gab es so viel unendlichen Mist, aber auch so viel unendliche Freude. Maxi goes extreme 😀

Mit jedem Zentimeter, den meine Haare wachsen (und sie wachsen so schnell, dass man ihnen fast dabei zusehen kann) ist die Chemo wieder einen Monat länger her und alles wieder ein Stück normaler. Über die ganze Sache wächst eben auch Gras…. äääh Haare 😀